Das eigene akademische Profil

Auf dem wissenschaftlichen Karriereweg entwickeln Sie in der fortgeschrittenen Postdoc-Phase ein eigenes akademisches Forschungsprofil und machen sich zunehmend wissenschaftlich selbständig.

Nachfolgend finden Sie die Merkmale, die für die Ausbildung eines guten wissenschaftlichen Profils notwendig sind.

Bitte bedenken Sie, dass Sie in diese Aufgaben über Jahre hineinwachsen.

 

Sichtbar wird Ihre Forschungsleistung durch Publilationen und Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Publikationen sind dabei am wichtigsten für das eigene akademische Profil. Neben dem fachlichen Aspekt haben vor allem die Qualität, die Anzahl und die Art der Publikation sowie die Art der Autorschaft die größte Bedeutung. Nach der Veröffentlichung spielt zudem die Zahl der Zitationen einer Publikation sowie das Ansehen einer Zeitschrift oder eines Verlags eine Rolle (Hirsch-Index), wenn es um die Bewertung eines wissenschaftlichen Profils geht.

Im Vergleich zu Publikationen können Vorträge genutzt werden, um auch unveröffentlichte Forschungsergebnisse zu zeigen. Daneben bekommen Zuhörer bei Vorträgen die Gelegenheit, einen persönlichen Eindruck von Ihnen zu bekommen und mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. (Eingeladene) Vorträge eigenen sich bestens, um neue Forschungskontakte zu knüpfen oder bisherige Kontakte zu vertiefen. Zwei bis drei Vorträge pro Jahr gelten als guter Richtwert.

Häufig unterstützen Promovierte ihre Vorgesetzten bei der Ausarbeitung von Drittmittelanträgen. Für das eigene akademische Profil ist es aber bedeutsamer, eigenständige Anträge oder wengistens als namentlich genannte*r Mitantragsteller*in erfolgreich eingereicht zu haben. Die Förderquote bei der DFG beträgt 35 %. Für erfolgreiche Anträge sollten Sie Ihre Forschungsideen angemessen darstellen können und das Projekt gut geplant haben. Die Graduate Academy bietet regelmäßig Workshops zur Drittmitteleinwerbung in deutscher und englischer Sprache an. 

Die Stabsstelle Forschungsförderberatung/EU-Hochschulnetzwerk der OVGU unterstützt Sie bei Fragen zu Forschungsförderung und der Beantragung von Drittmitteln, der Recherche nach geeigneten Fördermittelgebern für Ihre Forschung, hilft Ihnen bei der Einordnung der Projektidee, bei der Antragstellung und im Bereich von EU-Forschungsprojekten außerdem bei den Vertragsverhandlungen und der Projektabwicklung sowie bei der Partnersuche.

Im Verlauf eines Jahres gibt es Informationsveranstaltungen zum Förderportfolio der DFG für Wissenschaftler*innen in der fortgeschrittenen Karrierephase abwechselnd auf Deutsch und Englisch. Bei der DFG eigenen sich für die fortgeschrittene Postdoc-Phase das Emmy Noether Programm oder das Heisenberg Programm.

Weitere Fördermöglichkeiten finden Sie unter Calls & Jobs.

Das Forschungsprofil stellt Ihre fachliche Qualifizierung dar, mit der Sie sich später auf eine Professur bewerben. In der Regel ist das ein gemeinsames Kernthema aus einem, maximal zwei Forschungsschwerpunkten und nicht eine lose Liste an Projekten. Ihre Dissertation stellt dabei den ersten Forschungsschwerpunkt dar. In der Postdoc-Phase entsteht durch Ihre Publikationstätigkeiten oder ggf. durch eine Habilitation ihr zweiter Forschungsschwerpunkt. Stellen Sie sich während der Profilbildung so interdisziplinär wie möglich auf, ohne dass das Profil zu unklar und breit wird. Seien Sie auf dem Weg zu Ihrem akademischen Profil innovativ. Das muss nicht sofort sein, Ihr Thema kann auch erst in 5-10 Jahren innovativ werden.

Sollten Sie noch auf der Suche nach einem zweiten Forschungsschwerpunkt sein, dann richten Sie einen Blick auf Universitätsstandorte Ihrer persönlichen Wahl oder in Deutschland allgemein und machen sich ein Bild, welche Professoren in Ihrem Fachgebiet eine Professur innehaben und vor allem wie lange.

Mobilität gehört schon immer zum Idealbild der Wissenschaft. Auf dem Weg zur Professur wird man sich fragen, wer Sie auf Ihrem akademischen Weg begleitet hat und welche Name mit Ihnen verbunden sind. Verbingen Sie daher Studium, Promotion und die gesamte Postdoc- oder Habilitationsphase nicht am selben Ort, ihre Chancen auf eine spätere Professur vermindern sich deutlich. Durch ein bis zwei Ortswechsel nach der Promotion zeigen Sie Ihre Unabhängigkeit. Dabei ist ein Auslandsaufenthalt heute kein Muss mehr. Viel wichtiger sind internationale Kontakte. Für den Aufbau von Kontakten im In- und Ausland nutzen Sie Konferenzen. Zwei neue Kontakte pro Konferenz sind ein guter Maßstab. Zusätzlich zu  Konferenzteilnahmen laden Sie Ihre Kolleg*innen zu Ihren Kolloquien ein. Einladungen münden in der Regel in Gegeneinladungen.

Neben der Forschung bildet die Lehre das Aufgabengebiet an deutschen Hochschulen.

Auf Ihrem Weg zur Professur sollten Sie spätestens in der Postdoc-Phase beginnen, Lehrerfahrungen zu sammeln. Es gehört zu Ihrer wissenschaftlichen Qualifizierung dazu. Dabei kommt es nicht auf die Menge an, sondern auf die Vielfalt. Ein bis zwei Veranstaltungen unterschiedlicher Formate (Seminare, Übungen oder auch Vorlesungen) pro Jahr sollten Sie abdecken, auch wenn es mehr Vorbereitungsarbeit erfordert. 

Sollten Sie keine Lehrverpflichtung haben, dann sollten Sie sich auf eigene Initiative um einen Lehrauftrag (ggf. unbezahlt) bemühen. 

An der OVGU bietet das Projekt „fokus:LEHRE“ der Fakulät für Humanwissenschaften Workshops zur Vorbereitung und Durchführung von Lehrveranstaltungen, zum Prüfen und zu digitalen Formaten für Lehrende an.

Zur Lehrerfahrung gehört auch die Betreuung von studentischen Abschlussarbeiten. Hier sollten Sie 2-3 studentische Abschlussarbeiten pro Jahr übernehmen.

Deutsche Hochschulen sind in akademischer Selbstverwaltung organisiert. Alle wichtige Entscheidungen werden von Gremien getroffen (Senat, Fakultätsrat, Institutsrat oder Büro für Gleichstellungsfragen). Für die Statusgruppe der Promovierten stellt Gremienarbeit noch keinen großen Schwerpunkt dar, ihre Mitarbeit wird aber in Gremien erwartet. Daher sollten Sie die Gelegenheit nutzen mindestens einmal Ihre Statusgruppe der Promovierten in einer Berufungskommission zu vertreten. Dies ist hilfreich für Ihre eigene spätere Bewerbung auf eine Professur.

Neben der Begutachtung von wissenschaflichen Abschlussarbeiten von Studierenden und Promovierenden wird Ihr wissenschaftliches Profil auch bei Gutachtertätigkeiten für Zeitschriften und je nach Fachgebiet auch bei Herausgeberschaften und Buchrezensionen gewünscht. Als Gutachter*in zeigen Sie Ihre Expertise für bestimmte Forschungsthemen. 

Ihr Engagement innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft dokumentieren Sie zudem durch die (Mit)organistion von Workshops oder Konferenzen.

Führungserfahrung hat eine große Bedeutung in den Sozial-, Ingenieur- und Naturwissenschaften, in den Geisteswissenschaften hat es eine geringere Relevanz. Personen, die Nachwuchsgruppenleiter sind und z.B. eine Emmy Noether Gruppe oder ein ERC Starting Grant eingeworben haben, bringen automatisch viel Führungserfahrung mit. Promovierte, die keine eigene Gruppe leiten, sollten sich die Führungserfahrung durch die Leitung eigener Projekte und (Co)Betreuung von Promovierenden aneignen. 

Was wäre die Coronapandemie ohne Wissenschaftler*innen gewesen? Auch sonst lässt sich die Politik gern durch aktive Wissenschaftler*innen beraten. Wie bringen Sie Ihre Forschung in die Gesellschaft ein? Alle großen Zeitungen in Deutschland haben Ihren Wissenschaftsteil (Print oder Digital). Nutzen Sie sozialen Medien? In der zentralen Betriebseinheit Medien, Kommunikation, Marketing (MKM) werden alle universitätsübergreifenden Aktivitäten und konzeptionellen Überlegungen zu den Themen Medien, Kommunikation und Marketing konzentriert. Die Graduate Academy bietet im Qualifizierungsprogramm regelmäßig Workshops zum Thema Wissenschaftskommunikation an.

Auszeichnungen in Form von Preisen oder Stipendien sind in der Regel nicht zwingend erforderlich, werden aber gerne gesehen. Neben dem Preis für das beste Poster oder den besten Vortrag auf Konferenzen, werden oft von Fachgesellschaften oder Stiftungen Preise für die beste Dissertation ausgelobt. Diese Preise kommen allerdings nicht zu Ihnen, dafür müssen Sie sich bewerben. Daher folgender Tipp: Verschaffen Sie sich in Ihrem Fachgebiet einen Überblick, was für Preise wo ausgelobt werden und bewerben Sie sich.

Sollten Sie sich für die wissenschaftliche Laufbahn entscheiden, dann planen Sie diese strategisch. Treffen Sie eine Entscheidung, welchen formellen Weg Sie bestreiten möchten bzw. müssen (Habilitation oder habilitationsäquivalente Leistungen). Ist in Ihrem Fach eine Habilitation üblich, dann beginnen Sie diese zu planen. In den Geistes- und Rechtswissenschaften sowie der Medizin ist die Habilitation ein Muss, in anderen Disziplinen reichen habilitationsäquivalente Leistungen wie Juniorprofessur oder Nachwuchsgruppenleitung, manchmal entscheidet auch die Berufungskommission, ob Leistungen äquivalent sind. Alle Habilitationen und Berufungen, sortiert nach Monat und Fachgebiet finden Sie auf Forschung und Lehre.

Letzte Änderung: 17.01.2024 -
Ansprechpartner: Christiane Hedtmann